Mit Steinen gegen das Vergessen – Gedenkveranstaltung am Ausländerkrankenhaus
Zu einer besonderen Gedenkveranstaltung trafen sich am 22. April 2015 Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde um gemeinsam dem 70. Jahrestag der Befreiung des Ausländerkrankenhauses Mahlow zu gedenken. Auf dem ehemaligen Industrieareal am Ende der Blankenfelder Ahornstraße war zwischen 1942 und 1945 ein zentrales Krankenhaus für ausländische Zwangsarbeiterinnen und Arbeiter eingerichtet. Hier kamen 1494 Männer, Frauen und Kinder ums Leben.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltung erinnerte Bürgermeister Ortwin Baier an den Entstehungsprozess dieses Gedenkorts. „Die Geschichte dieses Ortes während des Nationalsozialismus war über die Jahrzehnte zunehmend in Vergessenheit geraten. Deshalb entschloss sich die Gemeinde – angestoßen durch einen im Jahr 2010 gefassten Gemeindevertretungsbeschluss – Anstrengungen zu unternehmen, um die Erinnerung wachzuhalten. Die Ideenwerkstatt hat sich diesem Thema angenommen. Stellvertretend für alle engagierten Teilnehmer, richte ich meinen besonderen Dank an Frau Dr. Kersting, Frau Grassmann, Frau Bomke, Frau Hellberg und Herrn Ebel.“
Im Anschluss an den Bürgermeister gab Frau Dr. Kersting einen kurzen historischen Überblick zur Geschichte des Ausländerkrankenhauses. „Das Lager umfasste 25 Baracken, darunter 10 Krankenbaracken mit mehr als 800 Betten. Bis zur Befreiung durch die Rote Armee starben an diesem Ort 1494 Menschen überwiegend aus Russland, der Ukraine, aus Polen und weiteren europäischen Nationen.“ Anschließend lud die Mahlower Ortsvorsteherin Regina Bomke die Anwesenden ein, an einer besonderen Gedenkaktion teilzunehmen. Anlässlich der Veranstaltung wurden 1500 Steine bereitgelegt. Jeder dieser Steine steht symbolisch für einen Toten des Ausländerkrankenhauses.
„Steine gelten in vielen Kulturen als Erinnerung an die Toten, weil Steine überdauern und sich gegen die Zeit stellen. Sie stemmen sich gegen das Vergessen.“ Die Teilnehmer waren nun eingeladen, diese Steine auf dem Areal einer ehemaligen Baracke des Ausländerkrankenhauses zu verteilen. Während dieser Aktion hatten die Anwesenden die Möglichkeit, der Toten zu gedenken. Ebenso wie die vielen Verstorbenen, ist auch jeder Stein, durch Form, Größe und Gewicht, einzigartig. Auch ließ sich durch die schiere Zahl der Steine und die Dauer der Aktion ermessen, wie groß die Zahl 1494 wirklich ist.
Unter den Gästen entstand eine besondere melancholisch-nachdenkliche Stimmung. Neben Einwohnern der Gemeinde nahmen auch viele Gemeindevertreter, aber auch Zeitzeugen und Jugendliche an der Veranstaltung teil – ein schönes Zeichen, dass sich das Gedenken an die Schrecken unabhängig vom Alter durch große Teile der Bevölkerung zieht. Und ein Hoffnungsschimmer, dass die Geschichte des Ausländerkrankenhauses Mahlow weiterhin in Erinnerung bleiben wird.