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Datum: 21.04.2013

Gemeinde eröffnet Stelen-Rundweg um das Gelände des ehemaligen Ausländerkrankenhauses

Nach mehreren Jahren des Diskutierens und Planens war es am 21. April 2013 dieses Jahres endlich so weit. Bei sonnigem Aprilwetter zelebrierte unsere Gemeinde knapp 68 Jahre nach Befreiung des Ausländerkrankenhauses im Beisein von 200 Bürgern und Gästen - darunter Vertreter der Botschaften der Russischen Föderation sowie der Republiken Tschechien, Ukraine und Estland - die Eröffnung eines aus neun Informationsstelen bestehenden Rundwegs um das ehemalige Lagergelände. Musikalisch begleitet wurde die Eröffnungsfeier durch die Jugend-Musikgruppe „Deranjad & House“ und Udo Koloska, der mit einem Saxophonsolo brillierte.

Bürgermeister Ortwin Baier sprach in seiner Eröffnungsrede von der unbedingten Pflicht zur Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus. Zustimmend zitierte er den spanischen Philosophen George Santayana, der den mahnenden Ausspruch prägte, dass, wer die Vergangenheit vergesse, dazu verdammt sei, sie zu wiederholen. Deshalb, so der Bürgermeister, sei es wichtig, den nachkommenden Generationen historisches Wissen über diese Zeit zu vermitteln. Unsere Gemeinde sei damals keine Insel der Seligen, sondern Teil eines nationalsozialistischen Deutschlands gewesen, das Europa in Schutt und Asche legte und Millionen Menschen folterte, verschleppte, ausbeutete und ermordete.

Der Bürgermeister dankte Dr. Frank Hummeltenberg dafür, dass er mit ersten Studien zur Geschichte des Areals den sprichwörtlichen Stein ins Rollen brachte. Zudem dankte er Dr. Ulrike Kersting und den ehrenamtlichen Mitgliedern der Ideenwerkstatt, die sich seit dem Jahr 2010 mit der Gestaltung des Geländes zum historischen Lern- und Gedenkort befassen.

Dr. Kersting stellte in ihrer anschließenden Rede die Arbeit der Ideenwerkstatt dar, die mit der Eröffnung des Rundwegs nicht beendet sei. Die Werkstatt werde weiter zur Geschichte des Geländes arbeiten, die Eröffnung des Rundwegs sei nur ein erster Schritt. Sie und die anderen Werkstattmitglieder hoffen auch für die Zukunft auf die finanzielle und fachliche Unterstützung der Gemeinde.

Prof. Dr. Richard Schröder sprach in seiner Festrede darüber, warum sich Menschen immer wieder als Helfershelfer von Diktaturen zur Verfügung stellen. Der Mensch sei stets und immer versuchbar, Diktatur und Krieg seien deshalb jederzeit möglich. Eine humanistische Erziehung der Jugend helfe dagegen leider nur wenig. Denn wenn es hart auf hart komme, sei der Opportunismus des Einzelnen zumeist stärker als die hehren moralischen Überzeugungen, die er gestern noch als unveräußerlich und ewig gültig proklamierte.

Da dem Einzelnen wegen seiner mangelnden moralischen Beständigkeit nicht vertraut werden könne, müssten die Institutionen des demokratischen Rechtsstaats wie beispielsweise das Grundrecht auf Meinungsfreiheit und eine unabhängige, an geltendes Recht gebundene Justiz als Bollwerke gegen Diktatur und Krieg gestärkt und gegen politische Angriffe verteidigt werden. Meinungsfreiheit und unabhängige Justiz seien stets die ersten Opfer einer Diktatur.

Danach hielten die Vertreter der Botschaften der Russischen Föderation, Tschechiens und der Ukraine sowie Nicole Mein von den Berliner Stadtgütern ihre kurzen Grußworte. Im Anschluss begaben sich die Veranstaltungsteilnehmer zur mit rotem Tuch verhüllten ersten Stele des Rundwegs, um ihrer Enthüllung durch den Bürgermeister und die Vertreter der Botschaften beizuwohnen.

Zum Abschluss der Veranstaltung begleitete der Bürgermeister die Botschaftsvertreter auf einem ersten, von Axel Drieschner (Schulz & Drieschner GbR, Büro für Zeitgeschichte und Denkmalpflege) geführten Rundgang.

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